Samstag, 7. November 2009

Die Geburtstage

Es stellte sich heraus, daß wir an aufeinanderfolgenden Tagen Geburtstag haben. Ein Segen, ein Fluch, ein glücklicher Wink des Schicksals?
Wir waren beide sehr angetan von dem Gedanken unsere Geburtstage gemeinsam zu begehen. Wir wollten, aber es war nicht ganz einfach zu realisieren.

Sie wohnt auf einer Insel, hat sich ein Refugium eingerichtet, ein Nest wie Sie es so schön nennt. Ein Nest als Rückzugsort, warm, weich, kuschelig im Sommer.

Hin und wieder verlässt Sie Ihr Nest und kehrt zurück in die Welt aus der sie kommt; die Welt aus der sie vor nicht allzu lange Zeit geflüchtet ist.
So kam sie also zu dieser Zeit in meine Stadt, die auch mal Ihre Stadt gewesen ist, wohl zu Teilen immer noch ist.

Es ergab sich nicht, daß wir uns an unseren Geburtstagen sehen konnten, waren uns aber schon so zugetan, daß wir unzählige Kurznachrichten schickten, immer noch in der Vorfreude auf unser Kennenlernen.

Wir feierten also unsere Geburtstage getrennt - in Gedanken aneinander.

Wir verabredeten uns für den Tag danach. Ein lauer Sommerabend im August, wie geschaffen für eine romantische Nacht. So wählten wir auch den Ort, die Stufen vor der Glyptothek sollten es sein.
Eine gute Flasche Wein, zwei Gläser, die blaue Stunde und zwei leuchtende Augenpaare die sich begegneten.
Kaum eine Spure von Nervosität, eher eine erregte Freude darüber, daß die Illusion nicht wie ein Luftballon in den ersten Augenblicken zerplatzte.

Die Zuneigung, das Gefühl von Vertrautheit blieb an diesem Abend, wurde stärker.
Wir fühlten ein kleines Stück Ewigkeit. Der erste Kuß, die ersten vorsichtigen Berührungen, das Fühlen und Erspüren des Anderen, das schien so vertraut und war doch berückend neu und aufregend.

Sex war kein Thema, nicht in solch einem Zustand. Eine Herzensverbindung benötigt nicht die Körperlichkeit, die frivole Lust, sie genügt sich selbst.
So blieb nach dem Abschied die Freude einem Menschen begegnet zu sein, dem man bedingungslos zugetan ist.








In den unendlichen Weiten!

Ich weiss nicht mehr genau wann Sie mir auffiel, aber sie war plötzlich da und hatte in Ihrem Profil kurze Wortspielereien, die es einem einfach machen, eine charmant, witzige Antwort zu finden.
Schon in diesen kurzen Augenblicken entscheidet sich viel. Trifft man den richtigen Ton, oder vielmehr, versteht der Gegenüber in dem Moment die Anspielung und möchte darauf eingehen, entspinnt sich ein Feuerwerk an Kommunikation und man spürt Augenhöhe, Sympathie, Anziehung.
Die Neugierde wächst, ist gespannt auf die nächste Antwort, freut sich über den fast verblüffenden Gedankeneinklang.

So erging es mir mit Audrey. Aus ein paar Wortspielen wurde Gleichklang, wachsende Zuneigung, ohne daß wir je ein Wort persönlich miteinander gewechselt hätten.
Plattform war eines dieser vielen Erotikportale.

Wir meinten, nachdem Kaskaden von mails zwischen uns hin und her gewechselt hatten, daß wir uns kennenlernen wollten, obwohl im persönlichen Kennenlernen die Illusion, die sich aufgebaut hat, meist zerstört wird, erfahrungsgemäß.

Keine Frage, man ist sich sympathisch, hat ja auch das ein oder andere Bild voneinander gesehen, weiß um Körpermaße und Vorlieben, ist im Wesentlichen über Beruf und soziale Umstände informiert.... aber das reicht eben nicht, letztlich zählt der Moment, die wenigen Augenblicke des ersten Blickkontakts, des persönlichen Gegenübers.

Wir konnten uns riechen und sogar sehr gut.