Wir waren beide sehr angetan von dem Gedanken unsere Geburtstage gemeinsam zu begehen. Wir wollten, aber es war nicht ganz einfach zu realisieren.
Sie wohnt auf einer Insel, hat sich ein Refugium eingerichtet, ein Nest wie Sie es so schön nennt. Ein Nest als Rückzugsort, warm, weich, kuschelig im Sommer.
Hin und wieder verlässt Sie Ihr Nest und kehrt zurück in die Welt aus der sie kommt; die Welt aus der sie vor nicht allzu lange Zeit geflüchtet ist.
So kam sie also zu dieser Zeit in meine Stadt, die auch mal Ihre Stadt gewesen ist, wohl zu Teilen immer noch ist.
Es ergab sich nicht, daß wir uns an unseren Geburtstagen sehen konnten, waren uns aber schon so zugetan, daß wir unzählige Kurznachrichten schickten, immer noch in der Vorfreude auf unser Kennenlernen.
Wir feierten also unsere Geburtstage getrennt - in Gedanken aneinander.
Wir verabredeten uns für den Tag danach. Ein lauer Sommerabend im August, wie geschaffen für eine romantische Nacht. So wählten wir auch den Ort, die Stufen vor der Glyptothek sollten es sein.
Eine gute Flasche Wein, zwei Gläser, die blaue Stunde und zwei leuchtende Augenpaare die sich begegneten.
Kaum eine Spure von Nervosität, eher eine erregte Freude darüber, daß die Illusion nicht wie ein Luftballon in den ersten Augenblicken zerplatzte.
Die Zuneigung, das Gefühl von Vertrautheit blieb an diesem Abend, wurde stärker.
Wir fühlten ein kleines Stück Ewigkeit. Der erste Kuß, die ersten vorsichtigen Berührungen, das Fühlen und Erspüren des Anderen, das schien so vertraut und war doch berückend neu und aufregend.
Sex war kein Thema, nicht in solch einem Zustand. Eine Herzensverbindung benötigt nicht die Körperlichkeit, die frivole Lust, sie genügt sich selbst.
So blieb nach dem Abschied die Freude einem Menschen begegnet zu sein, dem man bedingungslos zugetan ist.
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