Nach unserer ersten Nacht war Audrey noch eine Woche in meiner Stadt. Wir hatten ja nicht mal eine Nacht... es war ein wundervoller Abend mit Lust, Leidenschaft und voller Harmonie. Sie ging dann irgendwann, ich blieb zufrieden zurück und doch mit Unverständnis darüber, daß Sie nicht bei mir schlafen wollte.
Sie wollte mich die Tage darauf nicht sehen. Ich weiß nicht mehr genau, was Sie sagte, aber im Wesentlichen läßt es sich wohl darauf reduzieren, daß Sie meinte, Sie benötige Zeit, Zeit für sich, Zeit das alles wirken und setzen zu lassen.
Ich erlebte eine komische Woche zwischen Euphorie und Traurigkeit. Meine Sehnsucht nach Ihr war groß. Ich wollte Sie spüren, lieben, ficken, anlächeln, in Ihrem Arm liegen.... schlicht Zeit mit Ihr verbringen; das wollte Sie nicht.
Am Tag Ihrer Abreise sahen wir uns noch ein Mal für ein paar Minuten zwischen Tür und Angel.
Das Eigenartige, was mir immer wieder auffiel: Sobald wir uns sahen und Zeit miteinander verbrachten empfand ich vollkommene Harmonie zwischen uns beiden. Vielleicht habe ich mich ja getäuscht und Ihr ging es nicht so.
Nach Ihrer Abreise war ich noch voller Hoffnung, auch wenn ich wußte, daß wir uns längere Zeit nicht sehen würden. Eigenartig, wie man über die Jahre Schutzmechanismen entwickelt, daß man sich entweder die Wahrheit nur häppchenweise eingesteht oder is est wirklich so, daß man nicht mehr so tief fällt, wenn man sich selbst über die Jahre erzogen hat, Dinge anzunehmen, weil man sie ja doch nicht ändern kann? Oder ist das bereits Resignation, Fatalismus?
Der SPIEGEL über „Eine Neutrale Tüte bitte“
vor 5 Jahren
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen